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Billig und gefährlich: Dr. Rütter warnt vor günstiger Faltenbehandlung mit Botox

Eine Faltenbehandlung mit Botox (Botulinumtoxin) gehört in Deutschland zu den beliebtesten ästhetisch-plastischen Behandlungen in Deutschland: Eine Umfrage der Deutschen Gesellschaft für Ästhetisch-Plastische Chirurgie (GÄCD) zeigt, dass im vergangenen Jahr 2017 unter allen plastisch-ästhetischen Eingriffen eine Faltenbehandlung mit Botox am gefragtesten war[1]. Das Bewusstsein, Geld für ein gutes und junges Aussehen auszugeben, hat sich über die vergangenen Jahre gestärkt und der Markt rund um Schönheitsbehandlungen ist gewachsen. Aktuell gibt es jedoch eine Vielzahl an Billiganbietern, die mit günstiger Botoxbehandlung locken. Dr. med. Anita Rütter, Fachärztin für Dermatologie, mahnt zur Vorsicht: Die Angebote sind häufig illegal und können schwerwiegende medizinische Folgen haben.

Maria K., 55 Jahre alt, fiel auf der Suche nach einer Faltenbehandlung mit Botox einem Billiganbieter zum Opfer. Bereits im Beratungsgespräch fühlte sich die Betroffene schlecht aufgehoben und unzureichend aufgeklärt: Sie wurde vom Arzt förmlich abgespeist. Das Behandlungsergebnis brachte die Patientin letztendlich zur Verzweiflung: Ein andauerndes Taubheitsgefühl und lokale Schmerzen begleiteten Maria K. nach dem Eingriff über Tage hinweg.

Dr. Anita Rütter weiß, dass gutes Botox niemals günstig sein kann: „Was Maria K. hier erlebt hat, ist eine typische Folge von dem Angebot einer billigen Botoxbehandlung. Hier wird an falschen Ecken und Enden gespart und die Behandlung verliert an Qualität und Professionalität“.

Nicht zugelassene Botox Produkte können ihren Weg nach Europa finden

Für die Herstellung von Botox müssen hohe Sicherheits- und Qualitätsrichtlinien eingehalten werden. Damit wird allein der Herstellungsprozess aufwändig und teuer. Für europäische Länder gibt es nur eine kleine Auswahl an bestimmten Botox-Produkten, die diese Herstellungsbedingungen erfüllen und dementsprechend zugelassen sind. Im asiatischen Raum kursieren allerdings auch Billigvarianten von Botox, die keinen anspruchsvollen Zulassungsprozess durchlaufen müssen. Auch wenn diese Produkte offiziell nicht in Deutschland zugelassen sind, können sie auf illegale Weise ihren Weg hierher in Praxen finden und Billigangebote ermöglichen.

Botox-Partys und Botox-Flatrates als gefährliches Lockmittel

Eine effektive Maßnahme, Patienten für sich zu gewinnen, ist das Angebot von sogenannten „Botox-Partys“: Dabei wird der Preis von Botox unter anderem gedrückt, da sich zwei Patienten eine Botoxinjektion teilen. In der Regel laufen diese Art von Veranstaltungen in einem privaten Rahmen und mit einem Glas Sekt in der Hand ab. „Es ist äußerst heikel und aus hygienischen Gründen bedenklich, eine Botoxinjektion für zwei Personen zu nutzen. Der Hersteller legt fest, dass das rezept­pflichtige Arznei­mittel auch nur für einen Patienten verwendet werden darf. Die abgepackte Injektion enthält eine Trocken­substanz, die unmittel­bar vor der Verabreichung mit steriler Kochsalzlösung aufbereitet wird. Nur für vier Stunden und unter kühler Aufbewahrung ist die Lösung stabil – danach verliert sie an Wirksamkeit“, bedenkt Dr. Rütter. Botox-Partys bieten darüber hinaus kaum Raum für ein ausführliches Aufklärungs- und medizinisches Anamnesegespräch, welches essentiell ist. Jede Behandlung muss individuell auf den Patienten, seine Vorerkrankungen, mögliche aktuelle Erkrankungen und Medikamenteneinnahmen abgestimmt sein. Dennoch finden Botox-Partys regelmäßig statt – oft mit verheerenden gesundheitlichen Konsequenzen.

Auch Botox-Flatrates widersprechen einer korrekten und fachlich einwandfreien Botoxbehandlung, da sie nicht individuell auf den Patienten zugeschnitten werden können. Für einen monatlichen Flatrate-Preis können bei einer Botox-Flatrate beliebig viele Botoxbehandlungen einer Faltenregion vorgenommen werden.

Risiken von falschen Botoxinjektionen

Eine Behandlung mit Botox ist zwar aufgrund des nicht invasiven Vorgehens schnell erledigt, nichtsdestoweniger warnt Dr. Anita Rütter davor, Botox als „To-Go-Produkt” zu verstehen, das „mal eben“ die Falten glättet: „Botox gehört in die Hände von  geschulten und zertifizierten Fachärzten. Botulinum ist ein Medikament und entfaltet seine Wirkung am Ort der Injektion. Die Risiken dürfen nicht herunter gespielt werden.“ Selbst wenn Nebenwirkungen eher selten sind – bei einer falschen Injektionstechnik oder Überdosierung kann es zur Lähmung benachbarter Muskeln kommen, wie der Fall von Maria K. verdeutlicht. Eher harmloser hingegen sind das Auftreten von Blutergüssen oder Schwellungen.

Nicht sparen bei der Gesundheit

„Ich rate unbedingt zu einer professionellen Behandlung bei einem erfahrenen Facharzt. Eine korrekte Anwendung sowohl von Botox als auch von Hyaluronsäure weist nur minimale Nebenwirkungen auf, wie Juckreiz, Rötungen oder Schwellungen. Die Gesundheit ist es wert, Billiganbietern die Stirn zu bieten und sich in die Hände von erfahrenen Fachärzten zu begeben“, empfiehlt Dr. Anita Rütter. „Good botox is never cheap – and cheap botox is never good.“


[1] https://www.dgaepc.de/patientenwuensche-dgaepc-statistik-2017-vorgestellt/?utm_source=CleverReach&utm_medium=email&utm_campaign=08-12-2017+DG%C3%84PC-Newsletter+11%2F2017&utm_content=Mailing_6966725

 

Bildnachweis:

Botoxspritze: © YakobchukOlena / gettyimages

Dr. Rütter Beratung: © Markus Köller / Die Lounge